Digitale Souveränität ist längst mehr als ein technischer Begriff – sie wird zum strategischen Rückgrat moderner Verwaltungen. Besonders in einer Zeit geopolitischer Unsicherheit wird deutlich: Ohne technologische Unabhängigkeit, Sicherheit und demokratische Kontrolle ist eine widerstandsfähige, krisenfeste Verwaltung nicht denkbar.
Doch wo stehen wir eigentlich? Während Fortschritte wie die Deutsche Verwaltungscloud, Lösungen wie openDESK oder die Einführung der E-Akte wichtige Meilensteine markieren, bleibt der Weg zu einer vollständig souveränen Verwaltungsdigitalisierung lang – und von Herausforderungen gepflastert.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche zentralen Hürden die öffentliche Verwaltung auf dem Weg zur digitalen Resilienz überwinden muss – und welche konkreten Handlungsfelder sich daraus ergeben.
Ein zentrales Hindernis bleibt das föderale Nebeneinander unterschiedlicher IT-Systeme, Formate und Standards. Diese Zersplitterung erschwert die Zusammenarbeit zwischen Behörden und verzögert Innovationen.
Was jetzt notwendig ist:
Einheitliche Standards und Schnittstellen – zum Beispiel im öffentlichen Gesundheitsdienst oder der Telematikinfrastruktur.
Interoperable Plattformen, die Medienbrüche vermeiden und den Datenaustausch vereinfachen.
Nur wenn Bund, Länder und Kommunen auf gemeinsame technische Grundlagen setzen, kann Digitalisierung flächendeckend gelingen.
Digitalisierung ist längst kein reines IT-Thema mehr – sie betrifft sämtliche Fachbereiche und setzt bereichsübergreifende Kompetenzen voraus. Doch gerade hier zeigt sich eine der größten Hürden auf dem Weg zur digitalen Souveränität: der Mangel an qualifiziertem Personal und digitalem Know-how in der öffentlichen Verwaltung.
Der Prognos Trendreport 2024 bestätigt, dass qualifiziertes Personal eine Schlüsselrolle für die erfolgreiche Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung spielt, da technologische Fortschritte allein nicht ausreichen. Fachkräftemangel und fehlende digitale Kompetenzen erschweren vielerorts die Umsetzung, weshalb eine kontinuierliche Weiterbildung unerlässlich ist.
Um dem entgegenzuwirken, braucht es gezielte Maßnahmen:
Einsatz von Low-Code-Plattformen und Robotic Process Automation (RPA), um wiederkehrende Prozesse effizient zu automatisieren und Fachabteilungen zu entlasten.
Ausbau praxisnaher Schulungsangebote für den souveränen und sicheren Umgang mit digitalen Tools – insbesondere in nicht-technischen Bereichen – dort besteht oft der größte Weiterbildungsbedarf.
Nur wenn digitale Kompetenzen flächendeckend aufgebaut werden, kann die Verwaltung neue Technologien nicht nur nutzen, sondern auch souverän beherrschen – und damit unabhängig, sicher und zukunftsfähig agieren.
Viele öffentliche Einrichtungen arbeiten noch mit historisch gewachsenen, komplexen IT-Landschaften. Diese Systeme sind oft wartungsintensiv, sicherheitsanfällig und abhängig von proprietären Lösungen externer – insbesondere nicht-europäischer – Anbieter.
Deshalb sind notwendig:
Der schrittweise Umbau zu modularen, offenen und skalierbaren Architekturen, vorzugsweise auf Open-Source-Basis.
Aufbau souveräner Cloud-Infrastrukturen, die europäische Datenschutz- und Sicherheitsstandards einhalten – am besten nach dem Prinzip "Public Money? Public Code!"
Positiv-Beispiel: Mit openDESK steht ein digital souveräner Arbeitsplatz zur Verfügung, der Open-Source-Prinzipien mit Datenschutz-Konformität vereint.
Resilienz entsteht nicht zufällig. Sie braucht klare Ziele, abgestimmte Prozesse und eine koordinierte Steuerung über alle Verwaltungsebenen hinweg.
Was das bedeutet:
Digitale Strategien, die Resilienz und Souveränität systematisch adressieren.
Zentrale Koordination von Digitalisierungsinitiativen, um Ressourcen zu bündeln, Redundanzen zu vermeiden und Synergiepotenziale auszuschöpfen.
Frühe Beteiligung aller Beteiligten – von der IT bis zu den Nutzerinnen und Nutzern.
„Resilienz ist die Fähigkeit, souverän mit Störungen umzugehen – und darauf muss Verwaltung vorbereitet sein.“
Dr. Susanne Dobratz
Senior Managerin, HiSolutions AG
Die Digitalisierung der Verwaltung ist kein Selbstzweck. Sie ist die Basis für eine handlungsfähige, bürgernahe und zukunftsfeste öffentliche Hand.
Digitale Souveränität ist dabei der Schlüssel – nicht nur für Sicherheit, sondern auch für echte Innovationsfähigkeit. Dafür braucht es jetzt:
Mut zur Standardisierung
Investitionen in Kompetenzen
Technologische Offenheit und Unabhängigkeit
Damit aus diesen Prinzipien eine wirksame Praxis wird, braucht es mehr als technische Lösungen – nämlich eine klare strategische Ausrichtung. Genau hier setzen wir mit unserer Digitalisierungsstrategie für den Public Sector an: Wir helfen Verwaltungen, ihre Digitalisierung ganzheitlich, koordiniert und zukunftsorientiert aufzustellen – von der Analyse über konkrete Maßnahmen bis zur erfolgreichen Umsetzung.
Dr. Susanne Dobratz ist Senior Managerin für die strategische Entwicklung des Smart Government-Geschäfts bei HiSolutions. Sie besitzt langjährige Erfahrung in der Beratung und Begleitung der digitalen Transformation in der öffentlichen Verwaltung und in der Medienbranche, insbesondere in den Bereichen IT-Standards, IT-Architekturmanagement, IT-Service-Management und Digitalisierungsstrategien.